Plattformökonomie in der Praxis: So startet die Zusammenarbeit zwischen einem ISV und der d.velop platform

Veröffentlicht 02.03.2022

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Fehlendes Puzzleteil als Symbol für passende Plattformökonomie

Das Thema Plattformökonomie ist aktuell in aller Munde und sorgt für viel Bewegung in zahlreichen Märkten. Auch in Deutschland wächst die Anzahl der Unternehmen, die auf eine Plattformstrategie setzen, stetig. Insbesondere für Independent Software Vendors (ISV) eröffnen sich dadurch viele neue Möglichkeiten, am Markt erfolgreich zu sein. Bei der d.velop ist Dr. Jens Weghake als Platform Portfolio Manager seit Beginn an einer der Treiber der Plattformstrategie. Im letzten Jahr gründete er zusammen mit einem Kollegen die vlott UG und brachte seine eigene erste App in den d.velop store. Im Interview berichtet er, wie die d.velop die Plattformstrategie umgesetzt hat und von seinen eigenen Erfahrungen das App Builder Program der d.velop zu durchlaufen.

Jens, stelle dich bitte kurz vor und was hast du mit dem Thema Plattformökonomie zu tun?

Dr. Jens Weghake: Seit 2018 arbeite ich für die d.velop AG und war daran beteiligt, die Plattformstrategie der d.velop zu erarbeiten und habe das App Builder Program mit aufgebaut. Im Rahmen des App Builder Programs darf ich einige App Builder bei den nicht technischen Themen betreuen. Bevor ich zur d.velop gekommen bin, habe ich im Bereich der Plattformökonomie geforscht. Also hatte ich das große Glück, in meinem Forschungsgebiet den Wechsel von der Theorie in die Praxis zu vollziehen.

Was ist das App Builder Program und was ist ein App Builder?

Dr. Jens Weghake: Das App Builder Program verfolgt das Ziel, den partnerschaftlichen Grundgedanken der d.velop auch auf die Bereitstellung der Software strukturiert anzuwenden. Also gemeinsam mit weiteren Independent Software Vendors – kurz ISV – Lösungen anzubieten, die die d.velop Kunden im Bereich Dokumentenmanagement und Office Automation erfolgreich machen. Ein App Builder ist demnach ein solcher ISV, der mit uns zusammenarbeitet, um Kunden zu begeistern.

Definition Independent Software Vendor (ISV)

Ein Softwarehersteller wird genau dann Independent Software Vendor genannt, wenn er unabhängig von Software-Herstellern – wie beispielsweise IBM, Microsoft, SAP oder Oracle – Anwendungsprogramme entwickelt und vermarktet. (it-business.de)

Warum sucht d.velop App Builder?

Dr. Jens Weghake: Es ist eine der Grundideen der Plattformökonomie, dass ein einzelnes Unternehmen niemals so erfolgreich sein kann, wie ein Unternehmen, das zusammen mit einem Netzwerk aus Partnern unterwegs ist. Für d.velop ist das nichts Neues. Immerhin gibt es seit Langem das d.velop competence network, um gemeinsam Kunden zu bedienen. Und auch in Bezug auf die Softwarebereitstellung gab es Initiativen, das Netzwerk einzubeziehen, bereits bevor ich bei d.velop angefangen habe. Mit der rasanten Entwicklung der d.velop cloud gab es aber auch große Chancen, mit neuen und alten Partnern zu agieren. Das bedeutet, die App Builder sind super darin, Kunden zusätzliche Mehrwerte bieten zu können. Und das App Builder Program und die Plattformstrategie ist auch dafür da, d.velop darin noch besser zu machen, die Interaktionen zwischen unseren Partnern und App Buildern zu begünstigen, sodass alle von den Wirkungen der Plattformökonomie profitieren.

An welchem Punkt war klar, dass die Strategie funktioniert?

Dr. Jens Weghake: Die Plattformökonomie ist ja nicht neu. Es gibt viele Unternehmen, die gezeigt haben, dass sich der Aufbau eines Netzwerks lohnt. Und nicht zufällig gilt der Plattform-Ansatz als das erfolgreichste Geschäftsmodell des laufenden Jahrhunderts. Im B2B-Bereich war dieser Ansatz 2018 zwar noch nicht so verbreitet – aber auch in diesem Kontext gab es 2018 schon erfolgreiche Beispiele.

Das bedeutet aber natürlich nicht automatisch, dass ein Unternehmen aus dem Westmünsterland wie die d.velop mit diesem Geschäftsmodell erfolgreich ist. Daher sind wir in kleinen Schritten mit immer neuen Experimenten vorgegangen, bei denen auch immer die Erfolgsmetriken vorab festgelegt wurden. Ein Beispiel ist der d.velop store. Wir waren uns nicht komplett sicher, ob Unternehmen über einen Store Software beziehen. Aber es war eine Hypothese, die überprüft werden konnte. Der erste d.velop store war daher lediglich ein MVP-Store, um die Hypothese zu testen. Inzwischen gibt es mehrere App Builder, mit denen wir sehr erfolgreich Kunden mit Software versorgen. Auf dem Weg dahin durften und mussten wir aber sehr viel lernen.

Seit Kurzem bist du auch selbst App Builder. Wie kam es dazu?

Dr. Jens Weghake: ISVs dabei zu begleiten, ein Angebot im d.velop store zu platzieren und anschließend zu vermarkten ist jedes Mal aufs Neue eine spannende Reise. Bisher kannte ich lediglich die Unterstützungsseite. Als sich 2021 mit einem Kollegen die Chance ergab, selbst eine Lösung auf der d.velop platform zu platzieren, war ich schnell Feuer und Flamme. Immerhin bedeutete dies für mich am eigenen Leib zu erleben, wie das App Builder Program läuft.

Es ist aber selbstverständlich kein Selbstzweck. Immerhin haben mein Kompagnon, Marcel, und ich ein Unternehmen gegründet – die vlott UG (haftungsbeschränkt) –, das sich finanziell tragen soll. Ausschlaggebend dafür, selbst App Builder zu werden, war also die Überzeugung, dass wir mit einfachen, intuitiven Lösungen, die auf Knopfdruck funktionieren, Kunden und deren Mitarbeiter:innen echte Mehrwerte bieten können. Los geht es mit einer App für digitale Urlaubsanträge und digitale Krankmeldungen. Wir haben auch schon Ideen, wie es mit vlott weitergehen könnte. Analog zur d.velop Philosophie sind aber auch bei vlott die Kunden im Mittelpunkt, sodass die tatsächliche Weiterentwicklung stark vom Feedback der ersten Kunden und Benutzer:innen abhängt.

Gab es für dich mit vlott etwas im Rahmen des App Builder Programs, mit dem du nicht gerechnet hättest?

Dr. Jens Weghake: Im Grunde kannte ich natürlich alle Schritte, die genommen werden müssen, um App Builder zu werden.

Infografik Prozess App Builder werden | Plattformökonomie
Infografik Prozess App Builder werden | Plattformökonomie


Ein Unternehmen gegründet, mit allem, was dazugehört – wie Gesellschaftsvertrag aufsetzen, Notartermin, usw., – hatte ich bisher jedoch nicht. Auch hatte ich vorher noch nicht die Erfahrung gemacht, was es bedeutet, ein gänzlich neues Angebot aufzubauen, erste Kunden zu gewinnen und kontinuierlich Feedback einzuholen und einfließen zu lassen. Ich glaube, durch diese Erfahrungen kann ich mich auch besser in die App Builder hineinversetzen, die ich bei d.velop unterstütze.

Warum habt ihr euch mit vlott gerade für die d.velop platform entschieden?

Dr. Jens Weghake: Letztlich hatten wir ein gewisses Insiderwissen. Denn wir wussten, auf was wir uns einlassen. Wie bei d.velop mit Partnern und App Buildern zusammengearbeitet wird. Worauf wir technisch aufbauen können und was wir technisch leisten müssen. Es war damit eine recht einfache Entscheidung. Aber nichtsdestoweniger haben wir sehr genau abgewogen, ob wir vlott mit einer starken Verbindung zu d.velop starten.

Vor Kurzem habe ich ein Whitepaper verfasst, in dem es genau um diese Frage geht: Wie findet ein ISV eigentlich das passende Plattform-Unternehmen, mit dem es sich lohnt, zusammenzuarbeiten? Dabei habe ich unterschiedliche Punkte vor dem Hintergrund der Plattformökonomie herausgearbeitet, auf die ein ISV achten sollte. Beim Schreiben war für mich spannend, dass nach diesen Kriterien d.velop tatsächlich das ideale Plattform-Unternehmen für vlott ist. Wir haben ein Angebot geschaffen, das sich unserer Meinung nach nahtlos und gut in die d.velop Software integriert und konnten wunderbar auf das Portfolio der d.velop aufbauen und mussten nur unseren speziellen Part selbst entwickeln. Das hat für uns die time-2-market definitiv signifikant reduziert.

Was empfiehlst du anderen ISVs – speziell Startups – in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Plattform-Unternehmen?

Dr. Jens Weghake: Die Empfehlungen im Whitepaper passen. In Kurzform:

  • Für sich klären, ob es Synergien zwischen dem eigenen Angebot und dem Angebot einer anderen Softwareplattform gibt.
  • Zu prüfen, welche Kunden über die Plattform erreicht werden können, mit der sich eine Zusammenarbeit vorgestellt werden kann.
  • Die Technologiefrage zu stellen – also, passt der eigene Technologiestack zu den Anforderungen der Plattform.
  • Wissen, welche Art der Zusammenarbeit gewünscht ist.
  • Und intensiv mit dem Plattform-Unternehmen zu sprechen.

Geht es um Dokumentenmanagement und Office Automation – gerne auch in einem weiteren Sinne – sollte d.velop in Betracht gezogen werden. Die Gespräche werden auf alle Fälle auf Augenhöhe ablaufen.

Wie Independent Software Vendors (ISVs) in der Plattformökonomie erfolgreich sind – 5 Tipps für mehr Erfolg

Was wünschst du dir für vlott?

Dr. Jens Weghake: Natürlich möglichst viele Unternehmen finden, die Ihre Mitarbeiterprozesse für Urlaubsanträge und Krankmeldungen, modernisieren möchten. Als Start-up sind uns darüber hinaus zudem Unternehmen am liebsten, die bereit sind, mit uns zu sprechen, sodass wir unmittelbar Feedback bekommen, das wir wieder einfließen lassen können. Letztlich geht es uns um den Kontakt zu den Menschen, die ihre Digitalisierung vorantreiben möchten.