In den Jahren der Corona-Pandemie haben viele die ersten Erfahrungen mit der Arbeitsform Homeoffice gesammelt. Mehrmals gab es eine Homeoffice-Pflicht, wodurch sich Arbeitnehmende und Arbeitgebende notwendigerweise mit der Situation arrangieren mussten. Diese Zeiten sind nun zum Glück vorbei und Unternehmen müssen entscheiden, wie sie mit dem Thema Remote-Work umgehen wollen. Man hört von Tech-Riesen wie Google oder Meta, die Homeoffice massiv einschränken.
Auf der anderen Seite geht der Trend in Deutschland eher in eine flexiblere Richtung. Laut ifo Institut wollen nur 4 % derjenigen Unternehmen, die während der Pandemie ein Arbeiten von zuhause angeboten haben, es wieder abschaffen. In vielen Stellenausschreibungen wird sogar mit Schlagworten wie „100 % Remote Work“ geworben.
Aber was ist denn jetzt besser? Homeoffice oder Büro?
Als Software-Entwickler waren mein Team und ich von der Homeoffice-Pflicht betroffen. Seit dem Ende dieser steht es uns frei, ob wir im Büro oder von zuhause arbeiten wollen. In diesem Blogartikel zeigen wir dir, wie wir mit der Thematik umgehen. Auch wenn unsere Ansätze und Anreize subjektiv sind, können dein Unternehmen und dein Team sie bewerten und adaptieren, um die Möglichkeiten von Remote-Work optimal zu nutzen. Der Einfachheit halber fassen wir hier Homeoffice und mobiles Arbeiten unter einem Begriff zusammen. Denn, obwohl sie rechtliche Unterschiede aufweisen, haben sie ähnliche Auswirkungen auf den Arbeitsalltag.
Was spricht für Homeoffice?
Vor Corona war es für die meisten Angestellten bei uns Normalität, fünf Tage in der Woche vor Ort im Büro zu arbeiten. Deshalb kann zurecht die Frage gestellt werden, warum wir nicht einfach wieder zu diesem Modell zurückkehren sollten.
1. Flexibilität und Work-Life-Balance
Vorausgesetzt die Mitarbeitenden können ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten, erhöht die Möglichkeit zum Homeoffice die daraus gewonnenen Vorteile. Ein Beispiel dafür ist die Kinderbetreuung. Wenn beide Elternteile oder Alleinerziehende arbeiten gehen, dann muss für Kinder eine Betreuung organisiert werden. Wenn ein Elternteil von zuhause arbeitet, können flexible Pausen dafür genutzt werden. Eine wirkliche Parallelisierung von Arbeit und Kinderbetreuung ist aus der Erfahrung in unserem Team allerdings schwierig. Denn es ist immer eine Unterbrechung. Mit Kleinkindern ist das unmöglich, da diese meist viel Aufmerksamkeit benötigen. Sobald Kinder sich selbst beschäftigen können und nur hin und wieder etwas von ihren Eltern brauchen, kann es funktionieren. Allerdings macht es auch da manchmal mehr Sinn, sich mit voller Aufmerksamkeit um die Kinder zu kümmern. Die Zeit kann dann abends oder an einem anderen Tag aufgeholt werden.
Insgesamt sehen die Elternteile in unserem Team es definitiv so, dass Homeoffice die Betreuung erleichtert. Dadurch können Eltern sich die Aufgaben leichter teilen. Außerdem können sie so mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Ein gemeinsames Frühstück und Mittagessen wären im Büro nicht möglich. Natürlich muss geregelt sein, wie die Arbeitszeit-Erfassung dabei gehandhabt wird. Aber mit dem flexiblen Arbeitszeit-Modell bei uns funktioniert das sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitsgeber gut.
Kollegen:innen ohne Kinder profitieren ebenfalls von der höheren Flexibilität. Pakete direkt entgegen nehmen zu können, ist entspannter, als abends noch zur Paketstation fahren zu müssen. Angesichts der Herausforderungen, die durch die Öffnungszeiten von Arztpraxen, Behörden, Banken und Versicherungen entstehen, ist es angenehm, wenn man Termine tagsüber wahrnehmen kann. Die Zeit kann dann ebenfalls abends oder an anderen Tagen aufgeholt werden. Für Mitarbeitende in Teilzeit ist es besonders vorteilhaft, nicht ins Büro zu fahren, denn diese Zeit fällt prozentual mehr ins Gewicht. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der Entwicklung der Renten-Bezüge wird ein Arbeiten mit reduzierten Stunden anstatt des vollen Renten-Eintritts attraktiver.
2. Ruhe und Privatsphäre
Es kann schwierig werden, sich zu konzentrieren, wenn drei Leute in unmittelbarer Nähe telefonieren. Ich persönlich bin jemand, der gerne mal mit sich selbst spricht à la „Warum zum Geier geht das nicht?“ oder „Nice, das läuft ja wie geschmiert!“. Das kann Kollegen:innen am Tisch nebenan stören. Im Homeoffice hat man aus unserer Erfahrung tendenziell mehr Ruhe und kann fokussierter arbeiten.
3. Kostenersparnis und Umwelt
Wenn Mitarbeitende nicht ins Büro fahren müssen, dann sparen sie Spritkosten. Je nach Entfernung zur Arbeitsstelle ist das ein nicht unerheblicher Betrag. Über die gesparten Emissionen freut sich auch die Umwelt. Arbeitgebern kommt Homeoffice ebenfalls zugute. Wenn 50 % der Belegschaft remote arbeiten, können Büroflächen und die damit verbundenen Miet- und Heizkosten eingespart werden.
4. Attraktivität als Arbeitgeber
Auf dem Arbeitsmarkt werden händeringend Fachkräfte gesucht. Gerade im IT-Bereich kann Homeoffice ein entscheidendes Kriterium bei der Job-Suche sein. Für einige bei uns im Team wäre eine Arbeit ohne Homeoffice aufgrund der Anreise nicht mehr sinnvoll möglich. Jeden Tag zwei Stunden im Auto zu sitzen, wäre für mich persönlich kein dauerhaft haltbarer Zustand. Außerdem zeugt es von Vertrauen, wenn ein Arbeitgeber den Mitarbeitenden die mit Remote-Work verbundenen Freiheiten gibt. Und Vertrauen ist der Grundstein für ein gesundes Verhältnis, im privaten wie im beruflichen.
Was spricht gegen Homeoffice?
Das hört sich doch alles super an. Also bleiben einfach alle im Homeoffice? Ganz so eindeutig ist das aus unserer Sicht nicht. Denn natürlich birgt das auch Nachteile.
1. Teamgefühl und der soziale Aspekt von Arbeit
Das Teamgefühl leidet, wenn nur on-Demand und digital kommuniziert wird. Wir als Team haben das deutlich gemerkt. Zu der Zeit, als wir nur im Homeoffice waren, also keine Frühstücks- oder Mittagspause mit den anderen verbracht haben, da hat sich eine merkliche Distanz aufgebaut. Wir haben den persönlichen Austausch verloren und dadurch wurden die Kollegen:innen langsam, aber sicher entfremdet. Man sieht sie nur noch als Arbeitskräfte, nicht mehr auf der persönlichen Ebene.
Aber Mitarbeitende sind nicht bloß Zahnräder im Getriebe des Unternehmens. Eine persönliche Beziehung fördert das Gefühl von Zusammenhalt und den effektiven Austausch. Als nach der Pandemie langsam mehr Leben an den Campus kam, steckte ich in den letzten Zügen meines dualen Studiums. Nach fast drei Jahren Ausbildung, davon über zwei Jahre im Homeoffice, ist mir zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, dass Arbeit auch einen sozialen Aspekt hat. Und dass dieser ein wichtiger Bestandteil für den Erfolg eines Unternehmens ist, das ist nicht bloß Konsens in der Wissenschaft. Vielen in unserem Team macht das Arbeiten im Büro einfach deutlich mehr Spaß.
2. Teamarbeit und Meetings
Mit dem Teamgefühl hängt die Teamarbeit zusammen. Während der Homeoffice-Zeiten habe ich gemerkt, dass ich immer mehr zum Einzelkämpfer geworden bin. Ich habe mein Ding gemacht und die Kollegen haben ihr Ding gemacht. Der Austausch hat sich meist auf die Regeltermine begrenzt. Ich hatte keine Lust zu warten, bis Kollege X in Teams wieder verfügbar war, um ihn etwas zu fragen. Ich hatte keine Lust, mehrere Leute anzuschreiben, ob wir zusammen auf ein Problem schauen wollen. Aber wir sind ein Team und wir wollen als Team arbeiten, denn so erzielen wir effektiv die besseren Ergebnisse. Das fällt uns in Präsenz leichter, denn dort kommen wir automatisch mehr in den Austausch.
Im Arbeitsalltag eines agilen Software-Unternehmens gibt es so einige Meetings. Diese live „in Fleisch und Blut“ zu halten, hat ein deutlich anderes Gefühl, als bloß zusammen zu telefonieren. Ich finde diskutieren in Video-Konferenzen eher anstrengend. Da fangen dann zwei Leute gleichzeitig an zu reden, einer ist abgelenkt und guckt auf den zweiten Bildschirm oder – der Klassiker – die Internetverbindung ruckelt und man versteht nur die Hälfte. Von Angesicht zu Angesicht kann man die Gefühlslage der anderen auch besser einschätzen und zielführender durchs Meeting gehen. Wir haben deshalb unsere wöchentlichen Regeltermine auf den Tag gelegt, an dem die meisten am Campus sind.
3. Trennung von Privatleben und Arbeit
Dass Arbeit und Privatleben im Homeoffice besser miteinander vereint werden können, ist definitiv ein Vorteil. Aber es müssen klare Grenzen gezogen werden, wo und wann die Arbeit zuhause aufhört. Mir ist es schon das ein oder andere Mal passiert, dass ich abends auf dem Sofa eine Idee hatte, wie ich ein Problem lösen kann. Dann habe ich mich noch schnell an den Laptop gesetzt und habe das ausprobiert. Spätestens wenn das zur Gewohnheit wird, hat das ungesunde Folgen. Die Grenzen zwischen Beruf und Privat verschwimmen und man kann gar nicht mehr richtig abschalten. Unsere Lösung dafür heißt „Selbstdisziplin“. Nach Feierabend fahre ich den Laptop nicht mehr am selben Tag hoch. Falls mir abends noch etwas einfällt, dann schreibe ich mir die Idee auf und probiere es am nächsten Tag aus.
Gerade für das Abschalten nach Feierabend ist eine gewisse Distanz zum Arbeitsplatz gut. Dafür bietet es sich an, mit dem Fahrrad ins Büro zu kommen. Sofern die Arbeitsstelle in der näheren Umgebung liegt liegt, ist das perfekt, um den Kopf frei zu kriegen. Ein paar meiner Kollegen:innen und ich machen das gern mal. So bekommt man nach dem Arbeiten am Schreibtisch auch etwas Ausgleich. Das Wetter darf dabei aber nicht vergessen werden. Bei Regen fahre ich auch lieber mit dem Auto.
4. Ausstattung
Unsere Büros sind mit höhenverstellbaren Schreibtischen und Bildschirmen (2x 24“ oder 1x Wide-Screen-Monitor) ausgestattet. Für das Homeoffice müsste von jedem selbst einen Bereich hergerichtet werden. Die Bildschirme können wir sogar vom Arbeitgeber bekommen, obwohl dieser gemäß den gesetzlichen Bestimmungen zum mobilen Arbeiten nicht dazu verpflichtet ist. Aber einen Arbeitsplatz muss trotzdem zuhause frei geräumt werden. Und die höhenverstellbaren Schreibtische sind aus Sicht der Ergonomie eigentlich unabdingbar. Die Empfehlung besagt nämlich, dass man 60% der Arbeitszeit stehen sollte.
Solche Anschaffungen wurden von unserem Arbeitgeber bezuschusst. Ich habe das in einen höhenverstellbaren Schreibtisch investiert, andere in einen neuen Bürostuhl. Dennoch ist die Ausstattung einer der Gründe, warum wir gern am Campus arbeiten.
5. Kantine
Bei der Entscheidung, ob wir ins Büro fahren oder im Homeoffice bleiben, spielt unsere Kantine eine wichtige Rolle. Da es häufig leckeres Essen gibt, fahre ich dafür liebend gern ins Büro, auch wenn ich es ursprünglich nicht vorhatte. Und mit dieser Einstellung bin ich nicht allein im Team. Mal ehrlich, würdet ihr zuhause bleiben, wenn es lecker Käsespätzle gibt?
Außerdem wollen manche nicht die Hälfte ihrer Mittagspause damit verbringen, zu kochen. Und am Wochenende oder abends das Mittagessen vorzukochen, ist auch Aufwand, den wir im Büro nicht haben. Ganz abgesehen davon, dass die eigenen Kochkünste sich in Grenzen halten könnten. Das ist zumindest bei mir der Fall😅.
Unsere Empfehlung: Es kommt darauf an
Wir wollen und können an dieser Stelle keine allgemeingültige Empfehlung geben. Wie bei vielen Dingen im Leben müssen wir sagen „Es kommt darauf an“.
Es kommt darauf an, wie euer Team verteilt ist. Wenn die Hälfte der Kollegen:innen an einem anderen Standort arbeitet, dann kommt ihr nicht um Online-Meetings und die asynchrone Kommunikation drum herum. Es kommt darauf an, ob Kollegen:innen Kinder haben. Denn dann ist Homeoffice trotz der anderen Vorteile manchmal die bessere Option. Und es kommt darauf an, welche privaten Termine an einem Tag anstehen. Wenn nur noch ein Arzttermin um 13 Uhr frei ist, würde es nur unnötigen Stress verursachen, ins Büro zu fahren.
Manche in unserem Team arbeiten nur remote, andere hybrid, also an manchen Tagen im Büro und an anderen Tagen im Homeoffice. Wir haben für uns einen „Teamtag“ festgelegt, an dem alle, die in der Nähe des Büros wohnen, vor Ort arbeiten wollen. Das klappt natürlich nicht immer, aber an dem Tag sind wird meist mit mindestens fünf Leuten am Campus. Die meisten versuchen zwei bis drei Tage in der Woche da zu sein. Es hat eine Weile gedauert, bis wir den richtigen Modus für uns gefunden haben. Aber mittlerweile funktioniert das sehr gut.
Homeoffice ist für uns und die d.velop AG nicht mehr wegzudenken. Allein das Wachstum der Belegschaft wäre nur sehr schwer möglich. Aktuell haben wir über 1.100 Mitarbeitenden und elf Standorte im DACH-Raum. Im letzten Monat waren durchschnittlich 20 % der Belegschaft an einem Standort im Büro.
Unsere Empfehlung ist, dass Unternehmen und Teams sich mit dem Thema auseinandersetzen. Von Arbeitgeber-Seite sollten die nötigen Freiheiten geschaffen werden, um Homeoffice effektiv einsetzen zu können. Dann kann jedes Team und jedes Teammitglied für sich evaluieren, ob sie am besten in Präsenz, remote oder hybrid arbeiten wollen.
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