Wenn man sich mit dem Thema SAP Cloud beschäftigt, begegnen einem zahlreiche Begriffe und Produktnamen. SAP Business Technology Platform, SAP S/4HANA Cloud, Private Edition, SAP S/4HANA Cloud, Public Edition, CMIS – um nur einige davon zu nennen. Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Vor allem für all jene Unternehmen, die eine Migration in die Cloud erwägen und nach der passenden Strategie suchen.
Dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel und erklärt die unterschiedlichen Cloud-Varianten sowie den neuen unabhängigen Standard CMIS.
SAP Business Technology Platform
Die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) – früher auch SAP Cloud Platform genannt – ist eine Cloud Platform, die verschiedene Dienste und Funktionen für Unternehmen bereitstellt. Dabei handelt es sich nicht nur um vorhandene Services der SAP selbst, sondern es sind auch Services anderer Anbieter verfügbar und User der SAP Business Technology Platform können dort Eigenentwicklungen nutzen. Die SAP BTP umfasst vier Kernfunktionen:
- Database and Datamanagement
- Analytics
- Application Development and Integration
- Intelligent Technologies
Die Funktion Database and Datamanagement gewährleistet durch Nutzung von Data Governance, Datenvisualisierung und Datenorchestrierung eine optimale Speicherung und Verarbeitung der Daten.
Analytics stellt, wie der Name schon sagt, eine Analysefunktion dar, mit der Daten aufbereitet und schnellstmöglich ausgewertet werden können, um auf deren Grundlage fundierte Entscheidungen zu ermöglichen.
Die Funktion Application Development and Integration befähigt Unternehmen zur Entwicklung, Erweiterung und Integration von Anwendungen. Dafür werden die SAP Extension Suite, die SAP Integration Suite und die SAP Process Orchestration verwendet.
Die Möglichkeit zur Nutzung intelligenter Technologien wie KI, Internet of Things und maschinelles Lernen ist durch die Funktion Intelligent Technologies gegeben.
Kurz gesagt: Die SAP Business Technology Platform soll eine Basis schaffen, mit der relevante Daten und Anwendungen nicht mehr aus unterschiedlichen Services zusammengesucht und verknüpft werden müssen, sondern gesammelt an einer Stelle verfügbar sind. Eine Anbindung an die SAP Business Technology Platform ist sowohl on-premises als auch in der Cloud und hybrid möglich – die SAP BTP selbst befindet sich dabei aber immer in der Cloud.
SAP S/4HANA Cloud
Mit der S/4HANA Cloud bietet SAP erstmalig die Möglichkeit ein ERP-System in der Cloud zu betreiben. Die SAP S/4HANA Cloud basiert dabei auf dem Code der on-premises Variante und läuft auf der In-Memory-Datenbank SAP HANA. Die Cloud-Variante hat einen ähnlichen Funktionsumfang wie das SAP S/4HANA on-premises, bietet aber viele Vorteile.
- Verkürzte Einführungszeiten
Die Einführung des Cloud-ERP-Systems dauert nur wenige Wochen, weil SAP für die Cloud-Software das Modell „Plug-and-Play“ in den Mittelpunkt stellt. Das bedeutet, SAP S/4HANA Cloud wird als vorgefertigte Plattform geliefert, bei der keine eigene Programmierung notwendig ist. Dadurch entfallen teure Implementierungszeiten und -kosten. Darüber hinaus kommt dem Anwender die intuitive, browserbasierte Fiori-Oberfläche zugute, deren Bedienung kein Vorwissen voraussetzt und somit weniger bis keine Schulungen erfordert.
- Niedrige Eintrittsbarriere
Die Kosten für SAP S/4HANA Cloud basieren auf einem Abonnement pro Benutzer und pro Monat. Bei der Einführung ist somit im Vergleich zu der on-premises-Variante kein großes Anfangsinvestment zu leisten.
- Volles IT-Servicepaket
SAP S/4HANA Cloud ist ein Software-as-a-Service-Angebot. Das bedeutet, das ERP-System befindet sich auf dem Server des Anbieters, der den vollständigen Betrieb, die Wartung und den Support übernimmt. Der Betrieb des Cloud-ERP-Systems ist somit nicht auf eigene Ressourcen wie interne Hardware, Datenbanken und IT-Expertise angewiesen.
- Schneller Innovationszyklus
Die SAP S/4HANA Cloud bleibt immer auf dem aktuellsten Stand. Branchenaktualisierungen und technische Updates erfolgen automatisch in jedem Quartal.
- Flexible Bereitstellungsoptionen
Aufgrund des SaaS-Angebotes und der Abo-Preise ist die SAP S/4HANA Cloud für fast jedes Unternehmen unabhängig von Größe und Branche geeignet. Ein hybrider Betrieb ist genauso möglich wie eine schrittweise Migration in die Cloud. Bei einem hybriden Betrieb könnte beispielsweise ein Unternehmen, das SAP S/4HANA on-premises einsetzt, bei der Tochtergesellschaft die Cloud-Variante implementieren, ohne das Risiko von Datenverlust befürchten zu müssen. Bei einer schrittweisen Migration in die Cloud kann ein Unternehmen seine Prozesse nach und nach in die Cloud verlagern und für die Übergangszeit die on-premises und die Cloud-Variante gleichzeitig betreiben. Dadurch werden geschäftskritische Ausfallzeiten verhindert.
Das Wartungsende von SAP ECC steht bevor – Archivierung in der SAP S/4HANA Cloud
Wie oben erwähnt, gibt es bei der SAP S/4HANA Cloud unterschiedliche Ausprägungen:
SAP S/4HANA Cloud, Private Edition
Die SAP S/4HANA Cloud, Private Edition ist die private Cloud-Variante. Sie bietet sowohl die vollständige, umfassende ERP-Funktionalität einschließlich Partner-Add-Ons, als auch die Möglichkeit umfassende Anpassungen und Erweiterungen am Standard-Umfang vorzunehmen. Es besteht ein voller Zugang zum Customizing und falls notwendig kann sogar der Quellcode verändert werden. Die Private Edition ist die einzige SAP S/4HANA Cloud-Variante, die sowohl einen Greenfield-Ansatz (Neuimplementierung), als auch einen Brownfield-Ansatz (Systemkonvertierung / Transformation des bestehenden ERP-Systems) unterstützt. Im Falle von Upgrades können Unternehmen selbst entscheiden, wann und wie häufig sie diese durchführen wollen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass mindestens ein Upgrade innerhalb von 5 Jahren durchgeführt werden muss, um in der Mainstream-Wartung zu bleiben. Bei der SAP S/4HANA Cloud, Private Edition übernimmt SAP alle Funktionen außer die Implementierung und das Application Management. Diese Punkte müssen an einen SAP-Partner vergeben werden.
SAP S/4HANA Cloud, Public Edition
Bei der SAP S/4HANA Cloud, Public Edition handelt es sich um eine public Cloud. Die Basis bildet eine public Cloud-Infrastruktur, bei der sich mehrere Kunden die gleiche Hardware und Netzwerkinfrastruktur teilen. Der Funktionsumfang ist im Vergleich zur private Cloud etwas geringer, aber sämtliche Kernfunktionen stehen zur Verfügung und die wichtigsten Branchen werden abgedeckt. Im Bereich der Erweiterungen und Anpassungen sind Nutzer:innen eingeschränkt, da größere Erweiterungen im Kernsystem nicht vorgenommen werden können. Darüber hinaus wird bei der Public Edition ausschließlich der Greenfield-Ansatz unterstützt. Eine Systemkonvertierung, d.h. ein Brownfield-Ansatz ist ausgeschlossen. Upgrades erfolgen obligatorisch vierteljährlich, das Unternehmen kann den Zeitpunkt bei der public Cloud also nicht wählen.
Welche SAP Cloud ist für welches Unternehmen geeignet?
Grundsätzlich ist jede der vorgenannten Cloud-Varianten für kleine, mittlere und große Unternehmen geeignet. Welche Lösung für welches Unternehmen am besten passt, hängt von den jeweiligen Anforderungen, IT-Ressourcen und der Komplexität der Geschäftsprozesse ab. Unternehmen mit spezifischen Anforderungen setzten häufig auf die SAP S/4HANA Cloud, Private Edition oder die SAP HANA Enterprise Cloud, da es hier große Anpassungsmöglichkeiten gibt. Für Unternehmen ohne eigene IT-Infrastruktur und IT-Know-how scheint die SAP S/4HANA Cloud, Public Edition spannender, weil SAP hier mit einem Rundum-Sorglos-Paket aufwartet.
Was ist CMIS?
CMIS steht für „Content Managed Interoperability Services” und ist ein offener, herstellerunabhängiger Standard zur Anbindung von Content-Management-Systemen, wie z.B. ein Dokumentenmanagement-System. Ziel von CMIS ist es, eine möglichst nahtlose und herstellerübergreifende Zusammenarbeit von herstellergebundenen Content-Management-Systemen zu ermöglichen. Dafür wird eine Zwischen- oder Zugriffsschicht zwischen dem DMS-Client und dem Content-Repository (z.B. einer DMS-Lösung) gebildet. CMIS sorgt mit den vier Grundtypen von Objekten (Dokument-Objekte, Ordner-Objekte, Beziehungs-Objekte und Richtlinien-Objekte) für eine grundlegende Datenschicht und organisiert so den Zugriff auf Dokumente und Ordner sowie deren Beziehung zueinander. Über diesen Standard lassen sich umfangreiche Enterprise-Content-Management-Welten mit unterschiedlichen Repositories unterschiedlicher Hersteller abbilden, da der CMIS-Client mit einer einzigen Abfrage auf alle Repositories zugreifen können soll.
Jetzt fragt man sich natürlich, hat nicht jedes Unternehmen im Normalfall nur ein DMS? Tatsächlich sieht die Realität anders aus. Gerade in größeren Unternehmen gibt es häufig mehrere, individuelle Anwendungen, die für spezielle Aufgaben eingesetzt werden, z.B. für Kundeninformationen im Vertrieb oder Verträge in der Rechtsabteilung. Daraus können Probleme mit unvollständigen, nicht verfügbaren oder veralteten Informationen entstehen.
Was hat CMIS mit dem Thema SAP Cloud zu tun?
In der SAP S/4HANA Cloud wird die Schnittstelle SAP ArchiveLink nicht mehr unterstützt und vom CMIS-Standard abgelöst. CMIS als offene Schnittstelle ermöglicht SAP-Anwendungen, Partnerlösungen und Kunden sich mit der SAP S/4HANA Cloud und der SAP Business Technology Platform zu verbinden. Wenn es um die Nutzung von Cloud-Diensten wie S/4HANA ES, C/4HANA oder SuccessFactors geht, ist die CMIS-basierte Archivierung in Zukunft ein Muss.
News aus dem d.velop Labs
Die SAP-Experten haben eine Anbindung (d.velop CMIS-Connector) an die SAP Business Technology Platform über eine Integration der Document Management Services entwickelt. Darüber hinaus gibt es bereits eine Anbindung an SAP SuccessFactors sowie eine Lösung für die digitale Rechnungsverarbeitung in der S/4HANA Cloud.
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