Das Thema Digitalisierung ist allgegenwärtig und Unternehmen und stehen vor der Aufgabe, diese Herausforderung zu meistern. So auch der deutsche Mittelstand. Durch die Vielfalt und Spezialisierungen der Unternehmen sind die jeweiligen Digitalisierungsstände und Herausforderungen der Unternehmen sehr unterschiedlich. Dennoch erstreckt sich das Thema über alle Branchen des Mittelstands hinweg.
Durch die Corona-Pandemie zeigt sich, dass die digitale Transformation im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an Tempo zulegt. Unternehmen werden eine Vielzahl an Vorteilen geboten und nicht zuletzt sind bereits digitalisierte Unternehmen, sogenannte Digital Leader, krisenresistenter und flexibler 1.
Was ist der Mittelstand?
Zum Mittelstand in Deutschland zählen grundsätzlich kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten.
Die KfW-Bankengruppe definiert den Mittelstand als private Unternehmen sämtlicher Wirtschaftszweige, deren jährlicher Umsatz die Grenze von 500 Millionen Euro nicht übersteigt. Auch eine Begrenzung der Mitarbeiterzahl auf unter 500 Beschäftigte ist gängig. Aus qualitativer Sicht kann zudem die Einheit von Eigentum und unternehmerischer Verantwortung als für den Mittelstand typisch angesehen werden.
Stand der Digitalisierung im Mittelstand
Nach dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten Digitalisierungsschub im Jahr 2020, geht die Digitalisierung in den Unternehmen weiter voran, allerdings etwas gebremster als zu Beginn. So die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“, die im Auftrag der Deutschen Telekom von techconsult durchgeführt wurde.
Corona ist weiterhin ein wichtiger Faktor für die Unternehmen: Arbeitsmodelle, wie das Homeoffice, werden gestärkt, wodurch die Vorteile digitaler Technologien in den Mittelpunkt gestellt werden. Dadurch wird nicht nur die ortsunabhängige Zusammenarbeit gefördert, sondern auch ihre Nachhaltigkeit gesteigert.
Der deutsche Mittelstand hinkt bei der Digitalisierung hinterher
Im Vergleich wird aber deutlich, dass vor allem kleine Unternehmen mit wenigen Beschäftigten bei der Digitalisierung hinterherhinken. Zwar haben sie leicht zugelegt, liegen aber weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt der Unternehmensgrößenklassen. Mittlere Unternehmen haben im Vergleich sogar verloren. Große Unternehmen hingegen, mit 250 und mehr Beschäftigten, verzeichnen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 Zuwächse.
Wenn man die verschiedenen Branchen innerhalb des Mittelstands betrachtet, ist der Stand der Digitalisierung ebenfalls sehr unterschiedlich. Vorreiter ist die Logistikbranche, gefolgt von der Industrie. Schlusslicht bilden Handel und Baugewerbe.
Bereitschaft zur Digitalisierung weiterhin hoch
Die Bereitschaft zur Digitalisierung im Mittelstand ist dennoch weiterhin hoch. Im Jahr 2021 legten viele Unternehmen ihren Fokus verstärkt auf Sicherheit und Datenschutz. Vor allem wegen des hohen wirtschaftlichen Schadens zahlreicher Cyberangriffe in den vergangenen Jahren, legen Unternehmen Wert auf eine Verbesserung in diesem Bereich. Auch in eine produktive Zusammenarbeit wird weiter investiert, zum Beispiel in moderne Kommunikationstechnologien und -tools. Dadurch soll das Thema „New Work“ vorangetrieben werden. Nicht zuletzt gewinnt auch das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung. So werden Produktionsprozesse und energetische Gebäudestandards klimafreundlich umgesetzt.
Herausforderungen für den Mittelstand
Obwohl ein Großteil der Unternehmen den digitalen Wandel im eigenen Unternehmen befürwortet, wird die Umsetzung in der Praxis durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt. Dadurch verlangsamt sich die Digitalisierung oder wird sogar komplett verhindert.
Viele Betriebe schätzen den finanziellen Aufwand für die Digitalisierung als zu hoch ein. Ein Merkmal von Unternehmen im Mittelstand sind ihre Vielfalt sowie ihre Spezialisierung, wodurch ihnen die Automatisierung durch Digitalisierung eher schwierig vorkommt. Zudem agieren gerade traditionelle Unternehmen schwerfälliger, vor allem, wenn sie auf langjährige Geschäftserfolge zurückblicken. Dadurch sehen sie kein Bedarf für ein Umdenken. Diese Denkweise ist jedoch gefährlich, vor allem, wenn der Wettbewerb in der Branche Geschäftsmodelle digital neu erfindet.
Neben der Schwerfälligkeit der Unternehmen sowie der Sorge vor den Kosten hemmen auch weitere Faktoren die Digitalisierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen:
- Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit
- Qualität der Internetverbindung
- Fachkräftemangel, vor allem im Bereich der IT-Kompetenzen
Vor allem bei kleineren mittelständischen Unternehmen ist das Bewusstsein, die eigene Digitalisierung voranzutreiben, oft nicht vorhanden. Aufgrund ihrer guten Auftragslage sehen sie sich meist nicht in der Lage, die kaum verfügbare Zeit auch noch in die Digitalisierung zu investieren.
Warum ist Digitalisierung wichtig?
Vor allem die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass digital gut aufgestellte Unternehmen und digitale Vorreiter schneller auf unerwartete Veränderungen und Probleme reagieren können.
Es wurde deutlich, dass Gesundheitsämter, die per Fax kommunizieren, aus der Zeit gefallen und in der Effektivität der Informationsweitergabe hinterherhinken. Das sollte für jedes Wirtschaftsunternehmen eine Warnung sein, die eigenen digitalen Strukturen anzupassen, wenn das noch nötig ist. Denn für ein bereits digitalisiertes Unternehmen stellt es kein Problem dar, einen Kundentermin spontan auch per Videokonferenz, statt persönlich wahrzunehmen.
Auch Mitarbeiter können einfach im Homeoffice arbeiten und mit den Kollegen an verschiedenen Standorten einfach miteinander kommunizieren. Dabei spielt der Arbeitsort fast keine Rolle mehr.
Clevere Start-ups sind inzwischen in der Lage, mithilfe von digitaler Technik und innovativer Ideen den Markt von hinten aufzurollen. Um langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können, müssen sich traditionelle Unternehmen diesen veränderten Anforderungen stellen.
Digitalisierung ist Zukunftssicherung
Die digitale Transformation anzugehen oder voranzutreiben bedeutet, die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Denn Digitalisierung bietet allen Unternehmen und Branchen konkrete Vorteile:
- Mehr Produktivität durch effizientere Prozesse und dadurch weniger Fehler und am Ende niedrigere Kosten
- Motiviertere und produktivere Mitarbeiter:innen durch bessere interne Kommunikation
- Zufriedenere Kunden durch mehr Dialog und Nähe zum Kunden
- Mehr Einblicke ins Kundenverhalten
- Klarere Strategien durch fundierte Unternehmensentscheidungen
Sinnvoll eingesetzte Innovationen helfen kleinen und mittelständischen Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch agile und moderne Arbeitsweisen kann der Fokus auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Verbraucher gelegt werden. Dadurch kann die Grundlage für neue Geschäftsmodelle geschaffen werden und Stammkunden gehalten sowie neue Kunden gewonnen werden.
Abwarten ist also nicht die beste Option, sofern man nicht vom Wettbewerb abgehängt werden möchte. Man sollte also schnellstmöglich starten, denn Digitalisierung ist ein stetiger Prozess und funktioniert nicht von heute auf morgen. Eine Frage bleibt noch offen: Wie kann die Digitalisierung gelingen?
So kann die Digitalisierung im Mittelstand gelingen
Ausschlaggebend, um die Digitalisierung im Unternehmen einzuführen oder weiter voranzutreiben, ist eine offene Unternehmenskultur. Egal, ob Führungskraft oder Angestellter: Jeder Mitarbeitende muss dafür bereit sein, sich den Herausforderungen zu stellen, die ein digitaler Umbruch mit sich bringt.
Unabhängig von seiner Form oder Größe benötigt jedes Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz für die Digitalisierung. Dazu gehört eine digitale Strategie, die alle Abteilungen des Unternehmens berücksichtigt und auch alle Stakeholder einbezieht.
Folgende Punkte sollten beachtet werden:
- Eine offene Unternehmenskultur
- Alle Mitarbeiter involvieren und deren Bereitschaft fördern
- Einen Ganzheitlichen Ansatz wählen
- Alle Abteilungen des Unternehmens berücksichtigen
Unternehmen starten bei der Digitalisierung jedoch nicht bei null. Der aktuelle Stand lässt sich mithilfe des digitalen Reifegrades ermitteln. Darauf aufbauend können Schlussfolgerungen getroffen werden und letztendlich Ziele definiert werden. Hierbei steht im Mittelpunkt, welchen Mehrwert eine Digitalisierung bringt, aber auch, welche Kosten damit verbunden sind. Im Endeffekt lassen sich dann die notwendigen Maßnahmen ableiten, die darauf einzahlen, die das Unternehmen zu digitalisieren.
Digitalisierung im Mittelstand |
Erfolgreiches Dokumentenmanagement in der Industrie am Beispiel der Weber GmbH & Co. KG
Förderungen zur Digitalisierung des Mittelstands
Um die Digitalisierung in den Unternehmen voranzubringen, haben Bund, Länder und Kommunen viele Förderprogramme etabliert. Allerdings bleiben hier viele Angebote der öffentlichen Hand ungenutzt, denn laut einer Studie kennt knapp die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) diese Möglichkeiten nicht. Einen Überblick über die verschiedenen Förderprogramme, deren Höhe sowie den Bedingungen haben wir in unserem Blog-Artikel „Förderungen Digitalisierung“ zusammengefasst. Zudem bieten wir einen Faktencheck zum neuen Förderprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen, dem MID-Invest.
Fazit: Die Digitalisierung mittelständischer Unternehmen sichert deren Zukunft
Digitalisierung ist eins der wichtigsten Themen unserer Zeit und kein Trend oder Hype, der einfach vorübergeht. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich kleine und mittelständische Unternehmen den Herausforderungen der Digitalisierung stellen und in ihre eigene Zukunft investieren. Darauf ergeben sich dauerhafte Vorteile und Kosteneinsparungen für das Unternehmen und nicht zuletzt die Möglichkeit, sich am Markt zu behaupten.