Die Digital Employee Experience (DEX) bezieht sich auf die Erfahrungen von Mitarbeitenden mit den IT-Lösungen ihres Arbeitgebers. Untersuchungen belegen, dass dieser Aspekt entscheidend für das Engagement und damit den Erfolg eines Unternehmens ist. Ziel sollte es sein, ein möglichst reibungsloses Erlebnis zu bieten, bei dem die wichtigsten Anwendungen geräte- und ortsunabhängig genutzt werden können. Folgende Punkte sind dabei entscheidend: einfacher Zugang zu den einschlägigen Apps, Möglichkeit der Nutzung privater Geräte, Ermöglichung der Arbeit aus dem Homeoffice, Automatisierung von Prozessen und Unterstützung bei Sicherheitsfragen.
Wir wollen näher in das Konzept der Digital Employee Experience eintauchen und haben beim HR-Experten und HR-Blogger Prof. Dr. Peter M. Wald von der HTWK Leipzig nachgefragt: Welche Relevanz hat die Digital Employee Experience am Unternehmenserfolg? Und wie können Mitarbeitende aktiv an diesem Konzept mitwirken? Zudem gibt er konkrete Tipps, wie HR-Verantwortliche die Digital Employee Experience im Unternehmen einführen und etablieren können.
Konzept zur Mitarbeiterbindung: Der Employee Experience Lifecycle
d.velop blog: Das Konzept „Employee Experience“ hat sich in den vergangenen Jahren in Unternehmen erfolgreich etabliert. Welche neuen Möglichkeiten der Ausgestaltung sehen Sie bei diesem Konzept?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Die Erfahrungen bei der Umsetzung des Konzepts „Employee Experience“ haben verdeutlicht, dass die zeitlichen Aspekte der Zugehörigkeit zum Unternehmen die Wirkung entsprechender Maßnahmen auf die Mitarbeitenden stark beeinflussen. Es lag deshalb nahe, hier auf das weithin bekannte Lifecycle-Konzept zurückzugreifen. Mit der Integration dieses Konzepts entsteht der sogenannte „Employee Experience Lifecycle“. Damit werden die verschiedenen Phasen beschrieben, die Mitarbeitende durchlaufen, bevor und während sie für ein Unternehmen tätig sind. Der Employee Experience Lifecycle ermöglicht es, konkrete Empfehlungen zum Einsatz von Führungs- und HR-Instrumenten in Abhängigkeit von den Phasen der Mitarbeit abzuleiten.
d.velop blog: Sie haben den Employee Experience Lifecycle gerade angesprochen. Wie sieht dieser im Detail aus?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Im Employee Lifecycle finden sich die Phasen Attraction, Recruitment, Onboarding, Performance und Development sowie Retention und Exit. Besondere Bedeutung kommt dabei den Phasen Performance und Development zu. Bei der Gestaltung dieser und der anderen Phasen gilt es immer daran zu denken, dass es hier weniger um die Qualität der genutzten technischen oder organisatorischen Lösungen geht, sondern immer darum, wie Mitarbeitende diese konkret erleben. In jeder Phase dieses Employee Lifecycles gibt es Besonderheiten zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass Mitarbeitende über die für ihre Tätigkeit und ihre konkrete Lebenssituation nötigen Leistungen und Informationen bekommen, weil dies ihr Engagement und ihr Wohlbefinden nachhaltig beeinflusst.
Herausforderung und Chance: Die Digital Employee Experience (DEX)
d.velop blog: Personalprozesse zu digitalisieren und die Mitarbeitenden zu ermutigen, dieser Veränderung positiv entgegenzublicken ist eine große Herausforderung für einige Unternehmen. Was zeichnet die sog. „Digital Employee Experience“ – kurz DEX – aus?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Die Erfahrungen der Mitarbeitenden mit ihren Arbeitgebern werden zunehmend durch digitale Angebote und Services geprägt. Mit dem Begriff Digital Employee Experience wird das klassische Verständnis von Employee Experience erweitert, um Überlegungen und Gestaltungsempfehlungen auf die zunehmende Nutzung digitaler Lösungen durch Mitarbeitende und Führungskräfte zu fokussieren. Mitgestaltung und Mitwirkung aller Akteure sind somit Schlüsselfaktoren innerhalb dieses Prozesses.
Einfluss der Digital Employee Experience auf den Employee Experience Lifecycle
d.velop blog: Mitgestaltung und Mitwirkung scheinen wichtige Bestandteile der Digital Employee Experience zu sein. Wie wirkt sich das auf den o. a. Employee Experience Lifecycle aus?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Bislang wurde die Employee Experience vorwiegend aus einer Richtung betrachtet. Hiernach agieren Mitarbeitende in erster Linie als Nutzer:innen oder Konsument:innen dieser Angebote. Damit werden leider die sich zunehmend bietenden Möglichkeiten zur Mitgestaltung ausgeblendet. Es ist wichtig, viel stärker als bisher den Mitarbeitenden diese neuen Optionen zur Mitgestaltung zu verdeutlichen und diese als Mitgestalter:innen zu gewinnen. Dies bildet die Voraussetzung für eine breite Nutzung dieser Angebote für die Flexibilisierung der Arbeit hinsichtlich Arbeitsaufgaben, -zeit und -ort, aber auch für positive Wirkungen für die konkrete Lebenssituation der Mitarbeitenden zu erreichen. Es muss klar sein, dass das künftige Erleben der Mitarbeitenden, d. h. die künftige Employee Experience, nicht mehr nur durch die bloße Nutzung verfügbarer Angebote und Systeme, sondern zunehmend auch durch die aktive Mitwirkung und Mitgestaltung geprägt wird.
Synergien schaffen: Warum HR und IT gemeinsam die DEX-Strategie gestalten sollten
d.velop blog: DEX bedeutet demnach auch, dass Kompetenzen im Unternehmen gebündelt werden. HR und IT sollten bei der Erarbeitung einer DEX-Strategie eng zusammenarbeiten. Warum genau diese beiden Abteilungen?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Mit diesen Abteilungen treffen das Know-how zu aktuellen digitalen Möglichkeiten und das Wissen über Verhalten und Mindsets der Mitarbeitenden zusammen. Die technische Expertise von IT allein wird erfahrungsgemäß nicht zum Erfolg führen, denn HR ist hier als People Expert und als aktiver Mitgestalter entsprechender Lösungen gefragt. Durch die gezielte Zusammenarbeit beider Abteilungen kann der Erfolg der neuen Lösungen nachhaltig gesichert werden.
d.velop blog: Was passiert Ihrer Meinung nach, wenn sich Personalabteilungen nicht regelmäßig mit der IT austauschen? Welchen Einfluss hat dies auf die Digital Employee Experience?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Es fehlt in diesen Fällen sowohl an der Sensibilisierung für die konkreten Erwartungen der Mitarbeitenden als auch an Expertise, was das moderne Design von Arbeitsaufgaben betrifft. Außerdem kann es zu Lücken im Datenschutz und zur Überforderung der Mitarbeitenden kommen. Damit wird mittel- und langfristig die positive Wirkung von IT-Lösungen gefährdet. Hinzu kommen möglicherweise technische Fehlentwicklungen und auch die Existenz einer Schatten-IT, die nur mit großem Aufwand korrigierbar sind. Dies kann vorwiegend bei jüngeren Mitarbeitergruppen zu einem Vertrauensverlust führen.
Erste Schritte zur Einführung automatisierter HR-Prozesse für eine erfolgreiche Digital Employee Experience
d.velop blog: Die Einführung und Weiterentwicklung digitaler HR-Lösungen sind das Herzstück der Digital Employee Experience. Welche „First Steps“ würden Sie Unternehmen bei der Einführung von automatisierten HR-Prozessen empfehlen?
Prof. Dr. Peter M. Wald: Am Anfang sollte immer eine Bestandsaufnahme aktueller technischer Möglichkeiten und der Erwartungen der potenziellen Nutzer sein. Bei der Gestaltung muss eine Partizipation der Mitarbeitenden, unbedingt auch der sogenannten Deskless Worker, gesichert sein. Hinzu kommen die bei vielen Mitarbeitenden und Führungskräften weiterhin notwendigen Anstrengungen zur Vermittlung der sogenannten „Digital Skills“. Bei den Maßnahmen zum Training und gegebenenfalls zum Upskilling der Mitarbeitenden sollten auch neue Wege genutzt werden. Hier soll insbesondere auf aktuelle Konzepte des „Workplace Learnings“, aber auch das Social Learning, dd. h..h. das aktive Lernen mit- und voneinander, verwiesen werden. Nützlich ist hier auch der Rückgriff auf das bekannte Modell mit den Elementen Mindset, Skillset, Toolset und Orgset.
Welche Potenziale haben deine HR-Prozesse?
HR-Prozesse zu digitalisieren und Mitarbeitende von manuellen Aufgaben zu entlasten, stellt eine Investition in eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft für Unternehmen dar. Wir beraten dich gerne!