Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern (ISiK) – Der Weg in die Interoperabilität

Veröffentlicht 17.09.2024

Katja Mattejat Marketing Manager Healthcare & Welfare d.velop

Beitragsbild Blog-Artikel ISiK

Der medienbruchfreie Datenaustausch ist ein zentraler Aspekt zur Förderung der Digitalisierung im deutschen Gesundheitssystem. Im Fokus steht hier der Begriff Interoperabilität, der Insellösungen in Frage stellt. In diesem Blogartikel zeigen wir dir, was sich hinter dem Standard ISiK (Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern) verbirgt und wie der aktuelle Stand in Krankenhäusern ist.

Was ist ISiK?

ISiK ist ein verbindlicher Standard über eine standardisierte Schnittstelle für Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern. Entwickelt wurde dieser Standard von der gematik auf Basis des gesetzlichen Auftrags gemäß § 373 SGB V. Ziel ist es, verbindliche Standards für gängige Abfragen und Anwendungsfälle im Krankenhausumfeld festzulegen.

Was ist das Ziel von ISiK?

Bislang setzten Krankenhäuser häufig auf isolierte IT-Systeme, die nicht miteinander kommunizieren konnten. Hier unterstützt seit Juni 2021 die gematik mit neuen Vorgaben durch ISiK die flächendeckende Umsetzung der Interoperabilität.

Die gemeinsame digitale Sprache für den Datenaustausch innerhalb und zwischen Krankenhäusern ist ein wichtiger, zentraler Teil der Telematikinfrastruktur. Wir haben damit den Grundstein für weitere Interoperabilitätsfestlegungen gelegt.

Lars Gottwald, Leiter Business Teams bei der gematik

Die Vorteile des ISiK Standards

Die informationstechnischen Systeme in Krankenhäusern sollen alle vor Ort genutzten IT-Systeme miteinander verbinden und einen einheitlichen Standard für den Austausch von Gesundheitsdaten schaffen. Dadurch gelangen wichtige Informationen direkt dorthin, wo sie gebraucht werden. Die Vorteile des ISiK Standards auf einen Blick:

  • Vitalwerte können per Scanner direkt in die Pflegeanwendung übertragen werden, wodurch Fehler beim manuellen Ausfüllen vermieden werden.
  • Persönliche Daten werden bei der Entlassung automatisch in die Entlassakte übernommen, ein erneutes Erfassen entfällt.
  • Die Patienten:innen können notwendige Informationen, wie z.B. für die postoperative Betreuung, auch außerhalb des Krankenhauses über eine App übermitteln
  • Reha-Plätze für die Nachsorge können gezielt ermittelt werden.
  • Übergreifender Datenaustausch ermöglicht es, wichtige Informationen wie Virus- oder Erregermeldungen schnell zwischen den Subsystemen zu teilen und notwendige Maßnahmen rasch einzuleiten.

Übergreifende Funktionalitäten des ISiK-Basismoduls

In der Spezifikation „ISiK-Basismodul“ erklärt die gematik, welche FHIR Ressourcen für diesen Zweck verwendet werden. Diese Formate werden als Datenobjekte über eine REST-basierte API Schnittstelle vom Primärsystem übertragen. Die Spezifikation dient den Herstellern als Leitfaden und beschreibt viele verschiedene Anwendungsfälle. Übergreifende Funktionalitäten, die vom ISiK-Basismodul unterstützt werden, sind zum Beispiel:

  • Suche nach Patienten anhand demografischer Kriterien (Name, Adresse, Geburtsdatum)
  • Abfrage der Versicherungsinformationen eines Patienten
  • Abfrage aller Diagnosen eines Patienten
  • Suche nach dem aktuellen Aufenthalt eines Patienten
  • Suche nach Fallinformationen anhand einer Fallnummer

Projekt-Stufen für eine standardisierte Schnittstelle für IT-Systeme in Krankenhäusern

Die gematik hat eine standardisierte Schnittstelle für informationstechnische Systeme in Krankenhäusern erarbeitet. Das Projekt ist in insgesamt vier Basis-Stufen unterteilt:

Die Projektstufen von ISiK in einem Zeitstrahl dargestellt.

Nach der verpflichtenden Umsetzung von ISiK Stufe 1 im Jahr 2023 folgen zu jeweils Mitte der kommenden Jahre weitere Entwicklungsstufen mit zusätzlichen Anwendungsbereichen sowie einer Erweiterung der bereits spezifizierten Profile der vorherigen Entwicklungsstufen, die zu einer deutlichen Verbesserung der Interoperabilität im europäischen Datenraum führen sollen.

Die erweiterten Spezifikationen beziehen sich auf folgende Anwendungsbereiche:

Dokumentenaustausch

  • Ermöglicht webbasierten Applikationen die Bereitstellung neuer Dokumente in Dokumentenverwaltungssystemen

Medikation

  • Austausch von Medikationsinformationen
  • Austausch von Verordnungs- und Verabreichungsdaten

Vitalparameter

  • strukturierter Austausch von Vitaldaten im Krankenhaus
  • Verbesserung der medizinischen Versorgung und Forschung

Terminplanung

  • Dokumentation einer einheitlichen API, durch die ein Termin vereinbart und verwaltet werden kann

Sicherheit

  • nicht verpflichtend
  • ISiK-konformes abrufen von zulässigen Informationen
  • Weiterverwendung von Rollen- und Rechtekonzepten

ISiK Modul Dokumentenaustausch – ein zentraler Baustein für die Interoperabilität

Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Kommunikation und des Informationsflusses in Krankenhäusern ist die Einführung des ISiK-Moduls für den Dokumentenaustausch. Dieses Modul ermöglicht einen standardisierten, strukturierten Austausch von Dokumenten zwischen verschiedenen IT-Systemen und bildet somit eine wesentliche Grundlage für den reibungslosen Informationsfluss innerhalb und zwischen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Ab dem 01.07.2025 ist das Modul Dokumentenaustausch in der Stufe 3 verpflichtend für alle Krankenhäuser.

Funktionalitäten und Anwendungsbereiche des ISiK-Dokumentenaustauschmoduls:

  1. Nahtloser Austausch von Dokumenten zwischen Systemen: Das Modul ermöglicht es, medizinische Dokumente wie Arztbriefe, Befunde oder Entlassberichte automatisiert und strukturiert zwischen unterschiedlichen Systemen auszutauschen. Dadurch wird sichergestellt, dass alle relevanten Akteure – ob im Krankenhaus oder in der ambulanten Nachsorge – zeitnah und vollständig über den Gesundheitszustand der Patienten informiert sind.
  2. Einbindung webbasierter Anwendungen: Webbasierte Anwendungen können über standardisierte Schnittstellen (APIs) nahtlos in bestehende Dokumentenverwaltungssysteme integriert werden. So können etwa mobile Apps oder spezialisierte Softwarelösungen einfach eingebunden werden, um Dokumente zu erstellen, zu verwalten und in die elektronische Patientenakte (ePA) einzuspeisen.
  3. Vereinheitlichung des Dokumentenformats durch FHIR-Standards: Der Datenaustausch erfolgt auf Basis des FHIR-Standards (Fast Healthcare Interoperability Resources), was eine einheitliche Struktur und semantische Konsistenz der ausgetauschten Dokumente gewährleistet. Dies erleichtert sowohl die maschinelle Verarbeitung als auch die Interpretation durch medizinisches Personal.
  4. Unterstützung der Medikation und der Pflegeprozesse: Im Rahmen des Dokumentenaustauschs können Medikationspläne oder Pflegeberichte automatisiert übertragen und in die entsprechenden Systeme integriert werden. Dies reduziert nicht nur den manuellen Aufwand, sondern minimiert auch das Risiko von Übertragungsfehlern, was die Patientensicherheit erhöht.
  5. Sicherheitsmechanismen und Zugriffsrechte: Der sichere Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten ist zentral. Das ISiK-Modul bietet die Möglichkeit, detaillierte Zugriffsrechte festzulegen, sodass nur autorisierte Nutzer auf bestimmte Dokumente zugreifen können. Durch den Einsatz etablierter Sicherheitsprotokolle wird der Datenschutz gemäß den Anforderungen der DSGVO gewährleistet.
Infografik, die die Funktionalitäten des ISiK Moduls für Dokumentenaustausch darstellt.

Praxisnahe Implementierung und erste Erfahrungsberichte

Krankenhäuser, die das ISiK-Dokumentenaustauschmodul bereits implementiert haben, berichten von einer spürbaren Verbesserung der Effizienz in der Datenübertragung und einer Reduzierung von Medienbrüchen. Besonders in der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Abteilungen und externen Partnern, wie z.B. Reha-Einrichtungen oder Pflegeheimen, hat sich die neue Lösung als wertvoll erwiesen.

Das Dokumentenaustauschmodul stellt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig digitalisierten und interoperablen Gesundheitsversorgung dar. Mit der Einführung dieses Moduls wird der Weg für künftige Erweiterungen, wie den Austausch von Bilddaten oder komplexen Therapieplänen, geebnet.

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