In diesem Blogbeitrag erfährst du kompakt und verständlich, wie eine Intervention abläuft. Wir beleuchten die notwendigen Schritte, die beteiligten Akteure und zeigen dir, wie du Transparenz und Bearbeitungsgeschwindigkeit verbessern kannst. Außerdem erfährst du, welche Vorteile hierbei Prozessdigitalisierungs- und Dokumentenmanagementsysteme bieten.
Vulnerablen Personen Schutz bieten und Grenzverletzungen vermeiden
Pflegebedürftige und betreute Menschen sind als vulnerable Personengruppe besonders gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden. Dies betrifft vor allem Menschen mit Beeinträchtigungen, Kinder, Jugendliche, Frauen, Senioren, LGBTQI*-Personen und Geflüchtete.
Besonders gefährdet sind Menschen, die in einem besonderen Macht-, Abhängigkeits- oder Vertrauensverhältnis zu Mitarbeitenden stehen, von Marginalisierung betroffen sind oder eine eingeschränkte Möglichkeit zur Willensbildung haben. Umgekehrt muss auch Gewalt gegen Pflegende, Mitarbeitende und Angehörige mitgedacht werden.
Betroffene Tätigkeitsfelder sind hauptsächlich Kindertagesstätten, Werkstätten, Jugendarbeit, Schulen, Familienhilfen, Drogenberatung, Pflegeheime, Krankenhäuser und betreutes Wohnen. Gewalt kann hierbei unterschiedliche Formen annehmen und ist nicht immer böswillig, sondern kann auch unbewusst und versehentlich ausgeübt werden.
Definition Gewalt
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert Gewalt als einmalige oder wiederholte Handlung oder das Unterlassen einer angemessenen Reaktion im Rahmen einer Vertrauensbeziehung, wodurch einer Person Schaden oder Leid zugefügt wird.
Ziel muss es sein, Grenzverletzungen, Übergriffe, sexualisierte Gewalt und Missbrauch gegenüber pflegebedürftigen Menschen präventiv zu verhindern, und Vorfälle, sollten sie bekannt werden, angemessen zu bearbeiten. Im Rahmen einer Intervention muss immer unverzüglich und konsequent gehandelt werden, sobald der Verdacht eines Übergriffs besteht.
Definition Intervention
Der Begriff Intervention stammt vom lateinischen Wort „intervenire“, was „sich einschalten“ oder „dazwischentreten“ bedeutet. Eine Intervention umfasst somit Maßnahmen, die notwendig sind, um Vermutungen und Verdachtsäußerungen einzuschätzen, um Vorfälle jeglicher Art von Gewalt zu beenden und Betroffene zu schützen.
Strukturierte Verfahrensschritte einer Intervention
Jede Intervention startet mit dem Bekanntwerden eines Vorfalls. Um dies möglichst niederschwellig zu ermöglichen, sollten Meldungen schriftlich (per E-Mail und Post), telefonisch und persönlich entgegengenommen werden. Ein Onlineformular, das auch anonyme Meldungen erlaubt, kann ebenfalls sinnvoll sein. In bestimmten Situationen ist es zudem sinnvoll, eine Ombudsstelle als unabhängige Beratungs- und Meldeinstanz einzurichten.
Sobald eine Meldung eingegangen ist, steht der Schutz der betroffenen Person an erster Stelle. Bei akutem Risiko sind sofort Maßnahmen zum Opferschutz einzuleiten.
Eine Intervention ist immer als Prozess zu verstehen. Die Aufarbeitung eines konkreten Falls ist aber oft komplex und mit großer Unsicherheit verbunden. Die emotional schwierige Situation erzeugt zusätzlichen Stress. Daher sind strukturierte Verfahrensschritte wichtig. Klar und transparent definierte Abläufe innerhalb eines digitalen Workflows geben allen Beteiligten Handlungssicherheit und ermöglichen eine strukturierte und sorgfältige Bearbeitung von Verdachtsfällen. Automatische Eskalationsfristen, Erinnerungsmails und eine Vertreterregelung sorgen hier dafür, dass die Bearbeitung einer Intervention intern nicht schuldhaft verzögert wird.
Mit der unten stehenden Grafik kannst du dir einen Überblick über die wichtigsten Schritte im Rahmen einer Intervention verschaffen:
Vorbereitung, Durchführung und Bewertung der Intervention
Nach Sammlung aller nötigen Informationen und gegebenenfalls Rücksprache mit der betroffenen Person und/oder dem/der Beschuldigten wird ein erster Bericht im Rahmen der Verdachtsprüfung erstellt. Sollte sich der Verdacht bereits hier sicher ausräumen lassen, sind Rehabilitationsmaßnahmen für die Beschuldigten einzuleiten. Im Falle eines begründeten oder auch nur vagen Verdachts und interner Weitergabe des Berichts wird jedoch direkt mit dem „Vier- bis Sechs-Augen-Prinzip“ ein Interventions- oder Krisenteam mit zwei, drei oder mehreren Personen gebildet. Neben einer leitenden Person, welche die Fallverantwortung innehat, sollen immer Menschen mit verschiedenen Fachexpertisen im Team vertreten sein. Hier kann auch eine externe Fachberatung einbezogen werden.
Bevor weitere Schritte geplant werden, ist die weitere Klärung des Vorfalls im temporär gebildeten Team nötig. Dies bietet die Grundlage der Intervention und der einzuleitenden Maßnahmen. Nach der Planung der Maßnahmen im Team gilt es, diese umzusetzen. Hierzu werden die Aufgaben verteilt und bearbeitet. Eine dieser Maßnahmen kann auch die externe Meldung und/oder die Einschaltung staatlicher Ermittlungsbehörden sein.
Nach Umsetzung der Maßnahmen ist es immer sinnvoll, die Intervention zu evaluieren und zu prüfen, ob die Maßnahmen ausreichend waren.
Sorgfältige Dokumentation und sichere Datenaufbewahrung
Der komplette Prozess der Intervention muss sorgfältig dokumentiert werden und dient zudem als Nachweis, dass verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen wurde. Zudem ist der Zugriff Unbefugter zu verhindern. Da es im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt meist um besonders sensible Daten geht (zum Beispiel Daten zum Sexualleben oder der sexuellen Orientierung einer Person), gelten besonders strenge Anforderungen. Beide Anforderungen lassen sich mit der Ablage in einem revisionssicheren DMS sowie einem Rechte-Rollenkonzept, mit welchem nur die Mitglieder:innen des Interventions- oder Krisenteams Zugriff erhalten, ideal erfüllen.
Präventive Maßnahmen ergreifen und Grenzverletzungen verhindern
Noch wichtiger als aufgetretene Vorfälle zu bearbeiten, ist es, präventiv dazu zu sorgen, dass diese nach Möglichkeit gar nicht erst auftreten. Wichtige Bausteine hierfür sind:
- Organisationsentwicklungsprozesse zum Erkennen und Verhindern von Gewalt
- Entwicklung eines Gewaltschutzkonzeptes mit klaren Verfahrensabläufen
- Schaffung von niedrigschwelligen und barrierefreien Meldungsmöglichkeiten
- Bereitstellung von Informationen in barrierefreien Formaten wie leichter Sprache
- Berücksichtigung von Intersektionalität, also dem Einfluss von Faktoren wie zum Beispiel Migrationshintergrund, Alter, Armut, Beeinträchtigungen, sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität
Zentral für eine wirkungsvolle Prävention ist also ein Zusammenspiel aus Analyse, strukturellen Veränderungen und Kommunikation sowie die Etablierung einer achtsamen Kultur. Dies hilft, Anzeichen frühzeitig zu erkennen, „Blind Spots“ auszuleuchten und Transparenz zu fördern. Dazu gehört auch, die vielfältigen strukturellen oder personenbezogenen Risikofaktoren für Gewalt zu identifizieren.
„Interventions-Cockpit“ ermöglicht nachvollziehbare Auswertung
Um negative Trends direkt zu erkennen, sollten Verantwortliche jederzeit einen Überblick über alle aktuellen und historischen Vorfälle haben. Hierfür bietet sich die Auswertung der wichtigsten Kennzahlen in Form eines „Interventions-Cockpits“ direkt im DMS d.velop documents an:
d.velop documents Interventions-Cockpit
Dadurch lassen sich unter anderem Häufungen bestimmter Vorfälle in einer einzelnen Einrichtung identifizieren. Zudem ermöglicht es einen Gesamtüberblick über alle neuen, offenen und geschlossenen Fälle sowie den Verlauf der Vorfälle über die letzten Jahre hinweg. Weitere Auswertungen sind darüber hinaus natürlich ebenso denkbar.
Fazit
Gewaltvorfälle gehören leider zu den Schattenseiten unserer Gesellschaft und können überall dort vorkommen, wo Menschen miteinander agieren. Vulnerable Personengruppe müssen aber besonders geschützt werden. Beim Schutz pflegebedürftiger und betreuter Menschen vor Gewalt und sexualisierten Übergriffen ist hierbei der kombinierte Einsatz präventiver Maßnahmen und klar definierter Interventionsprozesse am effektivsten.
Digitale Prozesse sowie eine zentrale Speicherung relevanter Dokumente in einem Dokumentenmanagement-System (DMS) schaffen Transparenz und erhöhen die Bearbeitungsgeschwindigkeit, um Betroffenen zeitnah Hilfe anbieten zu können.
Letztlich ist jeder, der mit einer Gewaltsituation konfrontiert wird, mitverantwortlich zu handeln. Durch kontinuierliche Dokumentation und Evaluierung der Maßnahmen kannst du den Schutz der Betroffenen in deinem Unternehmen stetig verbessern und so dazu beitragen, einen sichereren Ort für alle zu schaffen.