Digitalisierung und Gesundheit – die Bedeutung des HL7 Standards

Veröffentlicht 14.02.2025

Dr. Nils Benning Team Lead | Manager Product Strategy Healthcare d.velop AG

Die Bedeutung des HL7 Standards

Ein Gesundheitssystem, viele verschiedene Akteure, noch mehr Anwendungssysteme und alle sollen miteinander kommunizieren können. In Science Fiction seit jeher möglich, funktioniert dies auch in Krankenhäusern seit vielen Jahren auf Basis von Standards verschiedener Standardisierungsorganisationen – eine wichtige davon ist HL7. Was sich im Detail hinter den Standards von HL7, im Kontext der d.velop-Produkte, verbirgt und welche Anwendungsfälle damit in Ihrem Krankenhaus unterstützt werden, bringen wir dir in diesem Artikel näher.

Was ist HL7?

HL7 steht für Health Level 7 und bezeichnet eine Standardisierungsorganisation, die sich auf internationalen und nationalen Ebenen organisiert, um den Austausch von Daten zwischen Anwendungssystemen im Gesundheitswesen zu standardisieren. So ist in Deutschland der HL7 Deutschland e.V. für die Anpassung der HL7-Standards auf nationale Gegebenheiten zuständig. 

Ziel der HL7-Standards ist die Herstellung syntaktischer und –in Teilen– semantischer Interoperabilität zwischen Anwendungssystemen verschiedener Hersteller, ohne den Bedarf für individuelle Abstimmungen. 

Standards von HL7

HL7 hat verschiedene Standards veröffentlicht. Davon sind zwei in die nennenswerte Benutzung gelangt:

Infografik zeigt die Standards von HL7

Effiziente Datenverteilung mit HL7 v2

Der Standard HL7 v2 dient vorwiegend zur internen Kommunikation in Krankenhäusern. Dies liegt insbesondere daran, dass es sich um einen nachrichten- bzw. eventbasierten Kommunikationsstandard handelt, für den sich keine Methoden zur sicheren technischen Übermittlung der Nachrichten etabliert haben. So entstehen in einem mittelgroßen Krankenhaus durch Aufnahmen, Verlegungen und Entlassungen tagtäglich viele Tausende Events und somit Nachrichten – eine Vernetzung von vielen Krankenhäusern auf Basis einer solchen Kommunikationsstrategie würde zu einer Nachrichtenüberflut führen. Auch die unsichere Übermittlung über das Internet ist undenkbar für den Inhalt der Nachrichten, denn es handelt sich hierbei um besonders schützenswerte personenbezogene Daten. Dennoch eignet sich der Standard aus den 1980ern bis heute für die effiziente Verteilung von Patienten-, Leistungs- sowie Befunddaten in den Anwendungssystemen eines Krankenhauses. Die Informationen werden dabei zu einem großen Teil in unstrukturierter Form (Freitext) übermittelt, was zu einer begrenzten Möglichkeit für automatisierte Auswertungen in empfangenden Anwendungssystemen führt.

FHIR: Moderner HL7-Standard für sichere Kommunikation

FHIR ist ein moderner HL7-Standard, dessen Entwicklung im Jahr 2011 begonnen hat und der 2019 erstmals den normativen Status erreichte. Ein wichtiger Fokus von FHIR liegt auf der einfachen Implementierbarkeit sowie dem Nutzen moderner Internet-Technologien, konkret RESTful APIs. Die Nutzung des RESTful-Paradigmas ist eine der wichtigsten Änderungen im Vergleich zu dem event- und nachrichtenbasierten Kommunikationsstandard HL7 v2.

So sieht FHIR grundsätzlich keine Kommunikation beim Auftreten von Events in der realen Welt vor (bspw. beim Abschluss einer Patientenaufnahme) sondern Client-Requests von Anwendungssystemen, welche Daten benötigen. So kann beispielsweise ein Laborinformationssystem Patientenstammdaten anhand einer Patienten-ID dann anfragen, wenn eine Probe mit einem Patienten-ID-Aufkleber gescannt wird. Dadurch wird eine Kommunikation und Speicherung von Daten „auf Vorrat“ vermieden und nur diejenigen Anwendungssysteme, die Daten tatsächlich benötigen, rufen sie im richtigen Moment proaktiv ab. Dadurch kann einfacher sichergestellt werden, dass aktuelle Daten verwendet werden und weniger unnötige Kommunikationen auftreten. Durch die Verwendung der Transportverschlüsselung von HTTPS ist die FHIR-Kommunikation zudem grundsätzlich sicherer und somit auch für Anwendungsfälle geeignet, die eine Kommunikation über das Internet voraussetzen.

HL7 v2 mit der d.velop healthcare suite

Die Bereitstellung eingehender HL7 v2-Schnittstellen ist für die zentrale Haltung und Archivierung medizinischer Daten unverzichtbar. So steht im Rahmen eines Einführungsprojektes der d.velop healthcare suite stets der Meilenstein zur Einrichtung einer HL7 v2 ADT und MDM-Schnittstelle auf dem Projektplan. Über ADT-Nachrichten werden Patienten- und Fallstammdaten angeliefert (Admission, Discharge und Transfer). Diese werden genutzt, um eine Struktur zur Ablage von Patientendaten aufzubauen, sodass alle Inhalte stets wiedergefunden werden können – egal ob es sich um einen Datensatz, ein PDF, ein Bild oder einen Scan handelt. Dokumente wiederum werden häufig über MDM-Nachrichten angeliefert (Medical Documents Management). Hierbei ist die strukturierte Übermittlung der Dokumentenklasse ein wichtiger Aspekt, um Anwendenden die Möglichkeit zu geben, schnell zum richtigen Inhalt zu navigieren.

Vor dem Hintergrund der eVV (Elektronische-Vorgangsübermittlungs-Vereinbarung) hat sich die Nutzung der KDL (Klinische Dokumentenklassenliste) stark etabliert, sodass idealerweise in MDM-Nachrichten eine Dokumentenklassierung gemäß der KDL übergeben wird. Da viele Quellsysteme nicht in der Lage sind eine KDL-Klassierung zu übergeben, kann mit Hilfe der d.velop healthcare suite ein Mapping proprietären Dokumentenklassen auf die KDL je nach Quellsystem vorgenommen werden. So entsteht an einem zentralen Ort eine einheitliche Strukturierung, die bei der Kommunikation mit externen Organisationen, wie beispielsweise einem Medizinischen Dienst, stark vereinfacht. 

Die Kommunikationsbeziehungen der d.velop healthcare suite sind jedoch keine Einbahnstraße. So können Inhalte nicht nur angeliefert werden, sondern auch weitergegeben werden. Für Dokumente und ähnliche Inhalte erfolgt dies beispielsweise ebenfalls mit einer HL7 v2 MDM-Schnittstelle – allerdings in ausgehende Richtung. Je nach Anwendungsfall kann konfiguriert werden, ob regelbasiert oder durch Nutzerinteraktionen der Dokumentenversand ausgelöst werden. Beispielsweise können Anwender Dokumente auswählen, die an ein Patientenportal ausgeleitet werden sollen, um dort dem Patienten bereitgestellt zu werden. Ein anderes Beispiel ist die regelhafte Ausleitung von Dokumentenmetadaten an ein Klinisches Arbeitsplatzsystem (KAS/KIS), um dort eine integrierte Sicht mit Aufrufmöglichkeit auf Dokumente zu geben. 

FHIR mit der d.velop healthcare suite

Die Verwendung von HL7 FHIR ist sicherlich noch nicht so weit verbreitet, wie die von HL7 v2. Aber der Anteil der Anwendungsfälle, der auf Basis von FHIR umgesetzt werden, nimmt zu. Auch im Zusammenhang mit der d.velop healthcare suite bietet das zahlreiche neue Möglichkeiten. Ein wichtiges Fokusgebiet sind hierbei die FHIR-APIs aus dem Kontext ISiK (Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern). ISiK fußt auf dem § 373 SGB V und ermächtigt die gematik zur Festlegung offener und standardisierter Schnittstellen, die in Anwendungssystemen eingesetzt werden. Ein wichtiges Ziel dieser Schnittstellen ist die systemneutrale Archivierung von Patientendaten. 

So konnte die d.velop AG sich als einer der ersten Hersteller dem Bestätigungsverfahren der gematik zur Erfüllung der Vorgaben von ISiK Stufe 3 und dem Modul Dokumentenaustausch unterziehen. In diesem Modul wird unter anderem die Kommunikationsfähigkeit für die FHIR-Ressourcen Patient, Encounter, Account und DocumentReference überprüft. Wie die Listung auf der Website der gematik zeigt, wurden alle Testfälle bestanden und somit eine Konformitätsbestätigung für die d.velop AG erstellt. 

d.velop connected healthcare: Das neue Lösungportfolio für Krankenhäuser & Kliniken