Ein Gesundheitssystem, viele verschiedene Akteure, noch mehr EDV-Systeme und alle sollen miteinander kommunizieren können. Was in Science Fiction seit jeher möglich ist, gehört in Krankenhäusern & Co. erst seit einigen Jahren zum Standard – genauer gesagt zum HL7 Standard. Was sich dahinter verbirgt, welche Funktionen er bietet und welchen Einfluss er auf unsere Gesundheitsversorgung hat, findet sich in diesem Blogartikel.
Definition HL7
HL7 steht für Health Level 7 und bezeichnet eine Gruppe internationaler Standards für den Austausch von Daten zwischen den verschiedenen Computersystemen von Organisationen des Gesundheitswesens.
Ziel des HL7-Standards ist zum einen die vereinfachte Umsetzung medizinischer Prozessabläufe zwischen den beteiligten Systemen und zum anderen die Schaffung von Interoperabilität zwischen verschiedenen Betreibern und Herstellern.
Höher, schneller, weiter – made by HL7 Standard
Auch in der Gesundheitsversorgung geht es häufig darum, die Effizienz seines Krankenhauses zu steigern. Um dabei außerdem die Versorgungsqualität zu verbessern, hat die digitale Datenverarbeitung immer mehr Einzug in das Gesundheitswesen gehalten. Da es jedoch kein Informationssystem gibt, das in Personalunion den Anforderungen sämtlicher Abteilungen und Fachgebiete entspricht, ist das Gesundheitswesen auf den Einsatz diverser Systeme und Software angewiesen.
Um nun wiederum die Kommunikation zwischen diesen verschiedenen EDV-Systemen, wie beispielsweise dem Krankenhausinformationssystem (KIS), dem Radiologieinformationssystem (RIS) oder dem Dokumentenmanagement (DMS) und zudem eine sektorübergreifende Kommunikation zu ermöglichen, muss ein sogenannter Kommunikationsstandard her. Erst dadurch wird Interoperabilität gewährleistet.
Unter Interoperabiltät versteht man die Fähigkeit, dass verschiedene Systeme nahtlos zusammenarbeiten und reibungslosen Datenaustausch betreiben können. Ein solcher Standard wurde bereits 1987 von der Organisation Health Level Seven International eingeführt: der HL7.
Funktionen des HL7 Standards
Der HL7 Standard klassifiziert Austauschformate und Kommunikationsinhalte auf der Anwendungsebene. Er ist dabei unabhängig von der eingesetzten Hardware, Software oder dem gewählten Netzwerk. So ist es dank des HL7 Standards möglich, Befunde direkt zwischen Ärzten:innen elektronisch zu übermitteln. Auf diese Weise sind Daten schnell austauschbar und die Kommunikation zwischen Behandelnden kann beschleunigt werden. Dies trägt darüber hinaus zur verbesserten Qualität der Behandlung für die Patienten:innen bei.
Welche HL7 Standards gibt es?
Der Kommunikationsstandard HL7 ist in verschiedenen Versionen verfügbar:
Wo liegt der Unterschied zwischen den HL7 Standards Version 2 Version 3?
Der HL7 Standard Version 2 dient hierzulande vor allem zur internen Kommunikation in Krankenhäusern. Er findet besonders bei Patienten- und Leistungsdaten sowie bei Befunden Verwendung. Die Information steht dabei in Textform zur Verfügung, um die Aufnahme der Patienten:innen zu erleichtern.
Dagegen zielt die Version 3 auf die Integration aller Institutionen im Gesundheitswesen ab. Die Version beschreibt eine ganze Reihe an Kommunikationsstandard, welche alle auf XML (Clinical Document Architecture, CDA) und dem Referenz-Informations-Modell (RIM) basieren. Denn die Grundlage des CDA ist ein umfangreiches Objektmodell. Allen Modellen der Version 3 liegt das RIM zugrunde. Es beschreibt generisch zum Beispiel einen Behandlungsprozess. RIM beschreibt verschiedene Klassen und ist ein weltweit anerkanntes Meta-Modell für Informationen im Gesundheitswesen.
FHIR – per APP ins digitale Krankenhaus?
„Per App ins digitale Krankenhaus“ ist zugegeben etwas hoch gegriffen, so weit ist es tatsächlich noch nicht. Dennoch unterstützt FHIR Interoperabilität im mobilen Bereich und ist damit seit der Einführung wegweisend für den Schritt per App ins digitale Krankenhaus. Die Idee dazu entstand bereits in den 1960er Jahren, erstmals veröffentlicht wurde FHIR als Draft Standard for Trial Use im Februar 2014.
Damit ein virtuelles Krankenhaus per App besucht wird, müssen zunächst die richtigen Weichen gestellt werden. Das gute alte Klemmbrett wird beispielsweise gegen ein modernes Tablet ausgetauscht und die Befunde direkt nach der Diagnose an die zuständige Adresse im KIS weitergeleitet. Dafür sind der HL7 Standard bzw. FHIR notwendig. HL7 Version 3 ermöglicht darüber hinaus, das unterschiedliche Krankenhäuser bzw. medizinische Einrichtungen miteinander kommunizieren können.
Wer sich mit dem eigenen Haus auf den Weg Richtung digitales Krankenhaus begeben möchte, kommt um den HL7 Standard nicht herum und ist gut beraten, auf Softwarehersteller zu setzen, die Profis auf dem Gebiet sind und deren Produkte über die entsprechenden Schnittstellen verfügen.
Jetzt mit der digitalen Patientenakte den nächsten Schritt auf dem Weg zum digitalen Krankenhaus gehen!